Bühnendrama | Text & Regie: Leowee Polyester | _himbeergeist: Berlin 2009
Manuel Romen & Anja Oehming | _himbeergeist: #02 SCHULD, Hebbel-Theater
Foto: Danny Kurz, Berlin 2009
Luzi reist vom Sirius auf die Erde, um den menschlichen Schuldkomplex zu erforschen. Unterwegs begegnet sie Major Tom, der mit seiner Raumkapsel Weltflucht begeht, zwei trällernden Todesengeln als Wächtern des Paradieses nach dem Sündenfall und einem Messias.
Bevor Luzi das Schuldgefühl als irdischen Mechanismus der Macht entlarven kann, verstrickt sie sich selbst in das fatale Dilemma des Menschseins.
Bitterböse Litaneien der Rechtfertigung und Reue erklingen neben allerhand Höllengeständnissen in einem bizarren Ambiente aus Elektroakustik, atonalem Gesang und SpokenWords, tänzerischen Gesten und Videoschnipseln.
Wen nach diesem Stück nicht das schlechte Gewissen plagt, der ist selber Schuld!
Figürliche Episoden und psychologische Reflexionen sollen in diesem Drama mit religiösen Litaneien und Zitaten aus Werbung, Pop und Fußgängerzone konterkariert werden und dabei das Phänomen der Schuld in seinen verschiedenen Kontexten (metaphysisch, ethisch, religiös, psychologisch, strafrechtlich) und Erscheinungs-
formen beleuchten und hinterfragen. Dabei experimentieren wir in Entsprechung zum collagierenden, defigurierenden Textverfahren mit verschiedenen auditiven Darstellungsformen, etwa Entfremdungseffekten durch elektroakustisch erzeugten Gesang oder computergenerierte Stimmen, die das Pathos bestimmter Passagen irritieren und ins Makabere überführen sollen. Das Drama präsentiert sich insgesamt bizarr bis surreal, tragikomisch bis sarkastisch, zwischendurch gewinnen aber auch ernste Passagen Raum.
Das Stück bildet den Auftakt meines Werk-Zyklus SCHULD, den ich mit meinem CrossArt-Label _himbeergeist: [himbeergeist.net] auf Bühnenbrettern und in Räumen des urbanen Alltags jeweils passend zum Schauplatz inszenieren möchte (55-minütige Pilot-Vorführung #02 SCHULD am 21.2.2009 auf dem 100° Berlin-Theaterfestival im Hebbel-Theater). _himbeergeist: steht insgesamt für die synästhetische Performation von Literatur, Neuer Musik und Visuals.
Geplant ist neben weiteren poetischen und filmischen Arbeiten (zB Poetry-Clips) in diesem Zyklus eine längere Fassung des hier vorgestellten Dramas Luzi vom Sirius mit Messias für die Bühne (ca. 90 bis 120 Minuten) und eine kürzere als Hörspiel (ca. 50 bis 70 Minuten). Das Audiobüro Stuttgart hat uns für die Hörfassung die kostenlose Produktion in Aussicht gestellt; die Darsteller/innen, Sprecher/innen und Sängerinnen stelle ich aus meinem wachsenden _himbeergeist-Netzwerk (neben meiner Person bisher Johannes Kreidler, Manuel Romen, Anja Oehming, Claudia van Hasselt, Julita Witt, Kamila Handzik).
-[Textfassung des 55-minütigen Piloten, Arbeitsstand: 15.2.2009 (PDF)]->
-[Fotos der Pilot-Performance]->
Wort-Klang-Duell | Text/Dramaturgie/Wort-Performance: Leowee Polyester | Elektronik/Tablet: Johannes Kreidler | Sopran: Franziska Rummel |
_himbeergeist: Berlin 2007-08
Leowee & Johannes Kreidler | _himbeergeist: #00 BEGIERDE, vorWIEN
Foto: Danny Kurz, Berlin 2007
Die Verbaleskapaden einer abgetakelten Diva bruchlanden auf dem hypnotisierenden Klang-Tablet ihres Venusboy in Furs...
... Es war nach unserer zweiten Nacht. Ich lag auf meiner Matratze, schwindelig vor Erschöpfung. Draußen schien die Aprilsonne, ich lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, schaute aus dem Fenster in den Himmel und plötzlich wuchs da in mir eine Pusteblumenwiese. Diese kleinen, flockigen Hubschrauber schleuderten mich durch die Luft, es gab nur noch Blau und dieses brausende Gefühl von dir…
-[Studioaufnahme hören / Dauer 10' 18'']->
Eine filmische Live-Dokumentation ist in Vorbereitung.
Ein Bettzank in fünf Stellungen | Div. Lesungen und Inszenierungen 2006-2008
Ivo Sachs und Leowee | _himbeergeist: #01 BEGIERDE, Theaterdiscounter
Foto: Danny Kurz, Berlin 2008
ER: Sexy Strümpfe. Hast du die für mich angezogen?
SIE: Also, zu Hause trag ich so was nicht.
ER: Au Mann.
SIE: Na, was.
ER (nachäffend): Beim Putzen zieh ich die nicht an! –
Musst du immer alles kaputt machen?
SIE: Okay, noch mal von vorn: O ja, ich trag sie nur für
dich, Baby!
ER: Ja, genau, so muss das klingen!
Szenischer Monolog aus dem Theaterstück »Schöne Hure Stadt« |
Regie: Jannis Klasing, Berlin 2006
Anne Haug als Maldoror | Theaterhaus Mitte | Foto: Danny Kurz, Berlin 2006
In meinen Ohren pocht es dumpf. Ich nehme die Perücke ab. Trinke Wasser aus dem Hahn. Der Spiegel hat einen Sprung. Falsche Wimpern fangen meinen Blick. Die Schwuchtel zieht ihre Melone vor mir, hast du eine Zigarette, in seinem Mundwinkel klebt ein abgekauter Strohhalm. Dieser Blick beißt mir in die Lippen, bis das Blut auf die Fliesen tropft. Maldoror? Ich schließe mich in einer Kabine ein. Von nebenan sickert Urin unter der Trennwand durch und umzingelt meine Füße. Als ich die Tür wieder öffne, ist der Typ verschwunden. Sein Hut liegt neben dem Waschbecken.