Prosagedicht | Uraufführung inszeniert von Christan Kesten / Die Maulwerker / Sprecherin: Mariel Jana Supka | Berlin 2008
Integraler Schlusspart des später entstandenen Bühnenstücks »Luzi vom Sirius vom Messias« | Text & Regie: Leowee Polyester | Sprecherinnen: Leowee Polyester & die Soprane Anja Oehming & Claudia van Hasselt | _himbeergeist: Berlin 2009
(Leowee Polyester) & Anja Oehming | _himbeergeist: #02 SCHULD, Hebbel-Theater
Foto: Danny Kurz, Berlin 2009
Was gurrst du da taubengram in deiner / Tropfaughöhle, ein von / Pauken geprügelter Hund. Was / kauerst du da bocksbeinig im / Wundstarrkrampf auf / zerknackten Kakerlaken. Yo! Bald / dröhnt der Herzschlagbohrer in deinem Zahnsteinbruch, bald / scratchst du unser introitus interruptus apokakalyptus auf dem / Lattenrost, bald, bald stehst du da mit / hängenden Schultern und Armen und Gärten am / Ufer des Sees und der / reibeisige Exitus fegt über dein Haupt und / sticht mit Harfen und Harpunen in dein / brasselndes Hornissenherz. / What a fantastic death abyss!
Ein Poetry-Clip zu dem Text ist für Mai 2009 in Planung (Regie: LP).
Da liegst du auf der Chaiselongue am offenen Fenster, Schnapsglas (auf dem Sims), Kater (überm Bauch), Gold (im Zahn), Sonnenbrand (trotz Sonnenöl). Deine Bauchdecke hebt (und senkt) sich. Der Kater schnurrt. Du schnarchst. Der Kleine schreit. Da möchte ich dir mit seiner (dreckigen) Windel den Mund stopfen.
Szenischer Monolog aus dem Theaterstück »Schöne Hure Stadt« |
Regie: Jannis Klasing, Berlin 2006
Anne Haug als Maldoror | Theaterhaus Mitte | Foto: Danny Kurz, Berlin 2006
In meinen Ohren pocht es dumpf. Ich nehme die Perücke ab. Trinke Wasser aus dem Hahn. Der Spiegel hat einen Sprung. Falsche Wimpern fangen meinen Blick. Die Schwuchtel zieht ihre Melone vor mir, hast du eine Zigarette, in seinem Mundwinkel klebt ein abgekauter Strohhalm. Dieser Blick beißt mir in die Lippen, bis das Blut auf die Fliesen tropft. Maldoror? Ich schließe mich in einer Kabine ein. Von nebenan sickert Urin unter der Trennwand durch und umzingelt meine Füße. Als ich die Tür wieder öffne, ist der Typ verschwunden. Sein Hut liegt neben dem Waschbecken.
M Publication | Volume 04: Germany Germania Deutschland | 2005
Illustration: Mone Maurer | M Publication 2005
In den neuen Zeiten, wo das Wünschen wieder modern war, hatte sich in einer Turmruine der stillgelegten Horchstation hoch oben auf dem Teufelsberg eine Königstochter eingenistet. In ihrem Augenwinkel schimmerte eine blutige Träne wie ein Rubin, denn sie war ganz allein mit der Schuld, die ihre Eltern ihr hinterlassen hatten.
Schöngeist. Magazin für Kunst_Leben_Denken | Wahrheit | 6/2005
Foto: Ivan Schneider | Schöngeist 6-2005
Dabei habe ich so schön im Garten gespielt, nicht wahr. Balancierte auf dem schwarzen Schaukelpferd, die Arme ausgebreitet, und gab alles, Kunstreiterin, Clown, Direktorin. Das Pferd hieß Balthasar. Auf der Zuschauertribüne saß Gott.
Du hast ja immerzu lernen müssen, Altgriechisch und Hebräisch, damit du eines Tages selbst Pfarrerin bist und fort kannst von ihm. Die Buchstaben deiner Bücher sahen aus wie Fliegendreck.
Resteteller | G | 2003
Letzten Sommer kam meine Großmutter in den Garten geschwommen. Vielleicht hat sie noch einmal von den Walderdbeeren naschen wollen. Meine Großmutter wohnt seit neun Jahren auf dem Friedhof droben am Hang, unweit ihrer Villa. Ich verbringe jeden Sommer in Großmutters Villa, seit eh und je.